In Gedenken an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht

Vertreter:innen des SPD Ortsvereins und Die Linke haben sich am vergangenen Sonntag gemeinsam am Liebknecht-Denkmal getroffen, um gemeinsam Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zu gedenken. Die folgende Rede wurde vom SPD Mitglied Bono Fox gehalten.

“Werte Anwesende, liebe Genossinnen und Genossen von Linker & SPD,
ich freue mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid. Wir versammeln uns heute zum 104. Jahrestag der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Am heutigen Tag wollen wir all jener gedenken, die für den Frieden und die Freiheit kämpfen. All jenen, die alles geben mussten und denen, die sich allen Konsequenzen trotzend den Kriegstreibern und machtmissbrauchenden Herrschern in den Weg stellen.

Eineinhalb Jahre Festungshaft wegen der Verbreitung antimilitaristischer Schriften, Vier Jahre Zuchthaus wegen Hochverrat und schließlich die Ermordung zum 15.01.1919 – Karl Liebknecht ging für seine Überzeugungen hohe Risiken ein und scheute nicht die Konfrontation. Als strenger Antimilitarist und überzeugter Sozialist war er dem imperialistischen Kaiserreich ein Dorn im Auge.

Wir gedenken am heutigen Tag Karl Liebknecht.

Und auch Rosa Luxemburg schreckte nicht vor den Risiken zurück, als sie 1905 die russische Revolution unterstützte und nur knapp der Todesstrafe entging. Als sie eine innerparteiliche Opposition aufbaute und eine internationale Revolution anstrebte.

Wir gedenken am heutigen Tag Rosa Luxemburg.

Am 05. August 1914 gründete Luxemburg die Gruppe Internationale, die innerparteiliche Opposition, entstanden aus einer kritischen Haltung der militärischen Politik der eigenen Partei gegenüber. Sie konnte gemeinsam mit Liebknecht und anderen Mitgliedern vergrößert werden und schließlich als Spartakusgruppe, später Spartakusbund, reichsweit organisiert werden. Ihr Ziel war eine internationale Revolution zum Umsturz von Kapitalismus, Imperialismus und Militarismus. Ein Ziel für das Liebknecht und Luxemburg, die Gründer der 1918 ins Leben gerufenen KPD, mit ihrem Leben zahlen mussten, als rechtsradikale Organisationen sich formierten, die einflussreichsten KPD-Anführer verhafteten und am 15. Januar 1919 hinrichteten.

Wir gedenken derjenigen, die sich gegen Krieg und Militarisierung stark gemacht haben. Liebknecht, Luxemburg und all den Kämpfern an ihrer Seite, die mutig für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit einstanden.

Ob Vietnam, Korea oder Afghanistan – Machtträger, die Kriege auf den Schultern der Bürger austragen, gibt es seit jeher. Doch als im letzten Jahr, unter dem Deckmantel einer Entnazifizierung, die russische Regierung einen hemmungslosen Angriffskrieg auf die Ukraine begann, rückte der Krieg vor unsere Haustür – er wurde greifbar, sichtbar, spürbar. Die Gier nach Macht und Besitz – sie ist es, die 8 Millionen Menschen zwingt, ihre Heimat zu verlassen. Sie ist es, die eine junge Demokratie überrollt und nur Angst und Zerstörung hinterlässt. Sie ist es, die Tausende Familien zerreißt, tausende junge Soldaten in den Tod schickt und auch vor Zivilpersonen nicht Halt macht. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es laut offiziellen ukrainischen Quellen jeweils über 100.000 Verluste auf beiden Seiten und mindestens 30.000 zivile Opfer.

Wir gedenken der ukrainischen & russischen Opfer und Angehörigen.

Doch nicht nur dort gibt es Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen. Ein recht bekanntes Beispiel für einen bis heute andauernden Konflikt ist der Irak, in dem schon seit 1984 die Golfkriege ausgetragen werden. Ein Machtspiel globaler Natur, in dem u.a. amerikanische Interessen blutig umgesetzt werden. Schon seit 2012 herrscht ein bewaffneter Konflikt in Mali, der auch europäische Beteiligte hat und seither andauert. Ein viel jüngerer Konflikt ist der Bürgerkrieg in Äthiopien, der schon bis zu 600.000 Opfern gefordert hat. Oder der Militärputsch in Myanmar, einem Land, das seit 1948 nicht zur Ruhe kommt und seither mindestens 160.000 Verluste verzeichnete.

Wir gedenken aller Opfer, Familien & Angehörigen von bewaffneten Auseinandersetzungen, Kriegen und Konflikten. Der Kinder, die in Hunger, Angst und Elend aufwachsen müssen und derjenigen, die in ihrem Leben noch nie Frieden erfahren haben.

In Russland herrscht eine starke Zensur – Amnesty International spricht von einem brutalen Vorgehen gegen friedlich Demonstrierende, Medienschaffende und unabhängige Menschenrechtsbeobachter*innen (Amnesty Intl., 2022). Laut Reporter ohne Grenzen sind seit Amtsantritt des Präsidenten Putin mindestens 37 Medienschaffende ermordet worden. Der Staat kontrolliert das Fernsehen und der Staat kontrolliert die Meinungen. 19442 Demonstranten wurden bei den Anti-Kriegs-Kundgebungen seit Februar letzten Jahres festgenommen (Bodyagina, 2022). Und doch üben auch weiterhin Russinnen und Russen ihren Protest aus, gleich der Konsequenzen, die damit einhergehen. Protestierende und Künstler, die zeigen, dass nicht, wie in den Medien verbreitet, das gesamte russische Volk hinter dem Krieg steht. Menschen, die für den Frieden und die Freiheit kämpfen.

Wir gedenken der mutigen Demonstranten, Medienschaffenden und Menschenrechtler.

Auch in anderen Ländern werden Aktivisten und sogenannte Staatsfeinde systematisch verhaftet und bestraft. Da wäre Maryja Kalesnikawa, die belarussische Bürgerrechtlerin, die 2020 wegen „Gefährdung der staatlichen Sicherheit“ inhaftiert wurde – was Amnesty International widerlegt hat (nur Ausübung von Meinungs- und Demonstrationsfreiheit) – und sich nach Einzelhaft in der Strafkolonie im Krankenhaus wiederfand, wo man ihr das Gespräch mit einem Anwalt verweigerte. Salma al-Schihab, die im August letzten Jahres zu 34 Jahren Haft verurteilt wurde, da sie sich öffentlich für Frauenrechte einsetzte. Oder der iranische Majidreza Rahnavard, der vor einem Monat in einem Scheinprozess verurteilt und von den Behörden hingerichtet wurde.

Wir gedenken all jener, die für das Richtige kämpfen – für Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit – egal, was es sie kostet. Wir denken an die politischen Gefangenen und Hingerichteten.

Aber auch die guten Seiten der Menschen kamen in den letzten Monaten zum Vorschein. Europäischer Zusammenhalt, tausende uneigennützige Spenden und viel Solidarität. Menschen, die auch hier auf die Straße gingen, um sich gegen den Krieg stark zu machen. Wir leben in einer friedlichen und freien Gesellschaft, die Zusammenhalt und Solidarität zeigen kann. Die zeigen kann, dass es anders geht. Und dafür sollten wir dankbar sein.

Und so möchten wir auch allen Helfern, den Freiwilligen und Solidarischen einen Dank aussprechen. Danke allen politischen Aktivisten & Ehrenämtlern.

Ich wünsche mir eine friedliche Welt, ein Miteinander. Niemand sollte wegen Grenzen töten und niemand wegen Religion. Nicht für Macht und nicht für Ansehen.

Auch wenn die Zeiten schwer sind und ein friedliches Miteinander gerade weit entfernt scheint, gibt es viele Menschen, die für die Sicherung des Friedens kämpfen. Und all derer wollen wir heute gedenken. Und so schließe ich mit den Worten Luxemburgs: „So ist das Leben und so muss man es nehmen, tapfer, unverzagt und lächelnd – trotz alledem.“